Donnerstag, 6. März 2014

Deutschland 1:0 Chile

Liebe Fußballfans, -fachleute und solche, die meinen, dass sie es wären,

jeder von uns hat am Mittwoch den 1:0-Sieg unserer Deutschen Nationalmannschaft gegen Chile gesehen - und seine ganz eigene Meinung dazu.

Sicher, die Nationalelf war nicht gerade überzeugend.
Klar, wir haben alle viel mehr erwartet.
Okay, Chile war stark. Aber wirklich so stark?

Nun ja, da muss man vielleicht mal ein paar Punkte abarbeiten.
Zuerst muss aber mal gesagt sein, dass die Pfiffe, die es sowohl nach Spielende für die ganze Mannschaft , und vor allem die Pfiffe, die es für Mesut Özil nach dessen Auswechslung gab, nicht sein müssen. Gut, ich lasse es mir vielleicht gefallen, dass nach Spielende gewisse Unmutsbekundungen an die Mannen rausgehen, die da auf dem Platz gestanden haben. Aber den Ärger an einem einzigen Spieler auslassen, der noch der einzige war, der vorne wenigstens ab und an mal eine Idee hatte, der wenigstens mal probiert hat und die Mitspieler in Szene gesetzt hat (dass die daraus nichts gemacht haben, war ja nicht mehr sein Fehler)? Absolut falsch und das dümmste, was man in der Situation, in der sich Özil gerade befindet, machen konnte. Dass er mehr kann - keine Frage. Dass von einem 50-Millionen-Mann mehr erwartet wird - verständlich. Und trotzdem keine Rechtfertigung für das gnadenlose Auspfeifen. Es ist immer noch unsere Nationalmannschaft!

Jetzt mal zu dem Spiel selbst. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Chilenen wohl über die kompletten 90 Minuten die bessere Mannschaft waren. Unglaublich viel Laufarbeit, extrem hohes Pressing, gutes Verschieben und unglaublich schnelles Umschaltverhalten. Bis zum Führungstreffer durch Mario Götze hätte es durchaus auch schonmal den Rückstand für unsere Elf geben können. Nach dem Tor gab es einen kleinen Bruch in der Aggressivität der Südamerikaner, die Deutschen brachten etwas mehr Ruhe ins Spiel, ohne auch nur annähernd gefährlich zu werden. Das unheimlich hohe Offensivpotenzial, das wir in Deutschland zweifelsohne haben, und das man beim Treffer hat sehen können, hat sich leider viel zu selten gezeigt. Zu keinem Zeitpunkt der Partie sind Jogis Jungs mit der unkonventionellen 3-1-6 klargekommen, nie wurden Lösungen gefunden, um die sich durch die offensive Spielweise bietenden Räume gewinnbringend zu nutzen.
Bei der defensiven Viererkette waren schlimme Abstimmungsprobleme zu erkennen. Vor allem die linke Abwehrseite (Jansen, später Schmelzer) zeigte sich immer wieder als Achillesferse, während Kevin Großkreutz seine Aufgabe bei seiner Rückkehr in die Nationalmannschaft als Lahm-Backup auf der rechten Seite ordentlich machte.
Die Mittelfeldzentrale mit dem Bayernblock Lahm-Schweinsteiger-Kroos zeigte nie, was sie beim FC Bayern derzeit so unglaublich stark macht. Ballkontrolle, Spielübersicht, Ruhe am Ball - davon war nichts zu sehen. Es waren eher die ungewöhnlichen Fehlpässe, die aufgefallen sind. Mit Götze und Özil die zwei Kreativkräfte als variable Außen einzusetzen ist mit Sicherheit eine Alternative, allerdings hat sie am Mittwoch leider überhaupt nicht eingeschlagen (außer natürlich bei dem Tor und einer Großchance von Götze).
Und Miroslav Klose als einzige Spitze hing im Prinzip die komplette Halbzeit in der Luft, fand keine Bindung zum Spiel, weshalb die Auswechslung zur Halbzeit nur folgerichtig war. Man muss sich bei ihm leider auch wirklich mittlerweile die Frage stellen, ob das Leistungspensum noch für Spiele auf diesem Niveau ausreicht.

Was man allerdings auch nicht vergessen darf und was sich viele wohl auch noch nicht bewusst sind: Chile ist kein Fallobst! Diese Mannschaft ist gespickt mit internationalen Topspielern, die ihr Geld bei Vereinen wie dem FC Barcelona, Juventus Turin oder Inter Mailand verdienen. Nicht umsonst sind sie in vielen Augen ein Geheimfavorit bei der kommenden WM und auch ich habe sie als heißen Kandidat für das Halbfinale im Auge.

Abschließend lässt sich wohl sagen, dass Jogi Löw noch sehr viel Arbeit bevorsteht, dass es aber auch zu früh und übertrieben wäre, Panik zu verbreiten. Es war ein guter Test um mal wieder auf den Boden geholt zu werden und sich mal klar zu werden, dass die WM kein Selbstläufer wird. Es muss viel gearbeitet und gekämpft werden, um der Rolle gerecht zu werden, die sich Deutschland in den letzten Jahren erarbeitet hat. Natürlich ist auch erstmal abzuwarten, wie es mit den langzeitverletzten Khedira, Gündogan oder Gomez weitergeht. Je nachdem, wer bis zum Sommer ausreichend fit ist, wird sich das Gefüge auch noch etwas verändern und der Kader angepasst werden.

Also Ball flach halten, abwarten und unterstützen!

Sportliche Grüße.

Euer,

Steve Hub

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen